Gesichter einer Liebe - Vorwort zur 2. Auflage
Was ich durch das Glück, einen anderen Menschen zu lieben, erfahre, ist die Einzigartigkeit jeder Liebesbeziehung. Diese eine Liebe ist mit nichts in meinem bisherigen Leben oder im Leben anderer vergleichbar. Gerade das Gefühl der Einzigartigkeit der Unwiederbringlichkeit dieser einen Liebe ist es jedoch auch, was meine Trauer ausmacht, wenn ich spüre, dass es sinnlos geworden ist, um einen anderen Menschen zu kämpfen.
"Jetzt, da ich um mich kämpfe.
Leuchtet die Realität mir den Weg,
beendet den freien Fall hart aber aufrichtig.
Wie ein alter Freund."
Ich muss wieder gehen lernen. Unter Schmerzen, auf Irrwegen, in Selbstzweifeln treffe ich wieder, unerbittlich, auf mein blankes Ich. Dadurch stoße ich nach dem Gefühl der Einzigartigkeit einer Liebe auf die "Universalität" des Liebens. Die mir auf der Gratwanderung zwischen aufrichtiger Trauerarbeit und selbstzerstörerischer Weinerlichkeit den Weg weist.
Es gibt nur einen Sinn der Trauer: Sie ist dazu da, dass ich mich selbst lieben lerne. Ich trauere nicht um jemanden - vermissen heißt verloren haben -, ich trauere für mich selbst. Für das, was übrig geblieben ist von mir nach dem Kampf um einen anderen Menschen.
"Ich bin nur noch ein Punkt
Aber der Wendepunkt meines Lebens."
Was ich an diesem Wendepunkt erkennen kann, sind die vielen verschiedenen Gesichter einer Liebe. Sie sind Spiegel um das eigene Gesicht???. Ich begegne in meinen Beziehungen nie, wie ich immer hoffte, meinem unumgänglichen Schicksal. Wäre dem so, müsste ich zu Recht befürchten, durch den Verlust eines anderen Menschen mein Ich zu verlieren. Ich begegne, in meiner Liebe wie in meiner Trauer, in meiner Beziehung wie in meinem Abschied, meinem Spiegel. Das ist die heilsame Botschaft Mohsen Charifis: Poesie als Therapeutikum!
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